Zunehmend machen sich die Generationen 50plus Gedanken über Alternativen zum individuellen Wohnen oder zu „Perspektive Altenheim“. Projekte Gleichaltriger oder Wohngemeinschaften mehrerer Generationen gibt es inzwischen zuhauf. Der Wechsel in ein Haus oder eine Anlage mit dem Anspruch auf Austausch und gegenseitige Hilfe will allerdings gut vorbereitet sein. POLIS bietet hier eine Checkliste an, bittet allerdings eindringlich um Ergänzungen durch Leser, die praktische Erfahrungen mit der Organisation solcher Projekte gemeinschaftlichen Wohnens jenseits der Lebensmitte haben.
Andocken an bestehende Projekte
Wenn man die Rahmenbedingungen nicht von Vorneherein mitbestimmen will, erspart man sich zweifellos viel Aufwand, wenn man sich in ein Projekt in Gründung einklinkt.
- Informationen darüber gibt es beim Forum für gemeinschaftliches Wohnen im Alter (FGWA). Der eingetragene Verein ist in den meisten Bundesländern mit eigenen Regionalstellen vertreten. Geplante und realisierte Projekte werden im Internet nach Postleitzahlen geordnet aufgelistet.
- In Großstädten finden regelmäßig Projekttage zum Thema „Gemeinschaftliches Wohnen“ statt. Auskünfte erteilen die Stadtverwaltungen, die meist Seniorenbüros eingerichtet haben. Sie vermitteln auch sonst Kontakte zu den einzelnen Vorhaben.
- Berlin: Informationsnetz Wohnprojekte
- Bochum: Wohnbund-Beratung NRW GmbH
- Dresden: Altwerden in Gemeinschaft e.V.
- Frankfurt am Main: Netzwerk für gemeinschaftliches Wohnen
- Hamburg: Stattbau Hamburg GmbH
- Hannover: Forum gemeinschaftliches Wohnen im Alter
- Köln: Neues Wohnen im Alter e.V.
- Stuttgart: Pro Wohngenossenschaft
- München: Urbanes Wohnen e.V.
Suche von Mitstreitern
- Erfahrungen anderer kennen lernen durch Lektüre einschlägiger Literatur, durch Surfen im Internet und durch Kontaktaufnahme mit bestehenden Projekten am gewünschten Wohnort
- Mitstreiter suchen im Bekannten- und Freundeskreis, mittels entsprechender Kontaktbörsen, bei örtlichen Initiativen und mit Hilfe lokaler Kontaktstellen
- Gewünschtes Alter der Mitbewohner und Gruppengröße definieren
- Finanzielle Rahmenbedingungen festlegen
- Bekanntmachen des Projekts zum Beispiel in der Projektbörse des bereits angesprochenen Forums für gemeinschaftliches Wohnen im Alter, mittels eines Inserats in der Lokalzeitung, im Gemeindeblatt der Kirchengemeinde oder einem Anzeigenblatt beziehungsweise Aushänge am Schwarzen Brett von Seniorenbüros, Arztpraxen oder Bibliotheken.
- Adressen von weiteren Interessenten sammeln, Infoabend anberaumen zur Präsentation des Projektes (nützliche Materialien beim Forum für gemeinschaftliches Wohnen im Alter oder beim Kuratorium Deutsche Altershilfe.
Der Gruppenprozess
- Aufgaben verteilen
- Quoren für Entscheidungen bestimmen(einfache Mehrheit, Zwei-Drittel-Mehrheit, Einstimmigkeit).
- Über Vereinsgründung entscheiden. Eine verbindliche Satzung kann bei Behördengängen und Anträgen auf Fördergelder nützlich sein.
- In der gruppendynamischen Phase der Festlegung gemeinsamer Ansprüche müssen Motivation und Erwartungen von jedem Beteiligten deutlich ausgesprochen werden. Sinnvoll ist es, sich Zeit für gemeinsame Unternehmungen wie Kino-Besuche oder Wanderungen zu nehmen, um sich besser kennen zu lernen und allen Offenheit zu ermöglichen. Da sich Interessengegensätze nie vermeiden lassen, muss von Beginn an eine Streitkultur eingeübt werden.
- In dieser wichtigen Phase sollte man einen professionellen Moderator oder Supervisor verpflichten.
- Ausstiegsoptionen diskutieren und wasserdicht machen, damit es im Fall des Falles keine finanziellen oder gar juristischen Auseinandersetzung gibt.
Das Wohnkonzept und seine Umsetzung
- Um die „Erwartungen zu klären“ kann eine Liste sinnvoll sein, welche Mindestgröße, Ausstattung, Infrastruktur, Gemeinschaftseinrichtungen und Ähnliches mehr die Gruppe wünscht.
- Wichtig ist es, schon jetzt verbindlich zu klären, wie die Gruppe später mit Krankheiten und Pflegefällen in der Gemeinschaft umgeht.
- Sinnvoll ist die Festlegung eines Zeitraumes für die Suche nach einem passenden Objekt.
- Unumgänglich ist eine Beratung nach juristischen, steuerlichen Gesichtpunkten, wie die Mietverhältnisse oder gegebenenfalls Beteiligungen am Eigentum zu gestalten sind.
- Praktisch ist die Wahl von einem oder zwei Gruppensprechern als Ansprechpartner für Außenstehende wie Berater, Fachleute, Handwerker und Behörden.
Kooperationen bei Neu- und Umbauten
Wenn ein Wohnobjekt neu gebaut oder umgestaltet werden soll, kommen drei Optionen in Frage:
- Ein Planungsgesellschaftsvertrag, der bei Beginn der Bauphase von einem Baugesellschaftsvertrag abgelöst wird, wenn die Gruppe das Grundstück selbst sucht und mit Hilfe eines Architekten in Eigenregie baut
- Kooperation mit einem Wohnungsbauunternehmen
- Die Gründung oder die Mitgliedschaft bei einer bestehenden Genossenschaft
Als Planungs- und Entscheidungsgrundlage für eine der drei Optionen kann die Broschüre Kooperation zwischen Wohngruppen und Wohnungsbauunternehmen dienen, die für 7,50 Euro inklusive Versandkosten bei der WohnBund-Beratung NRW zu erhalten ist.
/mk/ug
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